Forschung

Das KUR-Projekt

Bei den Grabungen im Dom zu Speyer im Jahr 1900 wurden in Gräbern der Kaiser und Könige Stoffreste aus Wolle, Seide und Leinen geborgen. Doch durch die jahrhundertelange Lagerung in den feuchten Gräbern, die damalige Bergungssituation und die Konservierungsmethoden früherer Generationen hatten die höchst empfindlichen Gewandreste stark gelitten. Mit neuesten, innovativen Verfahren wurden die höchst fragilen Textilreste und andere organische Funde aus den Gräbern im Speyerer Dom in einem 2011 abgeschlossenen Forschungsprojekt, dem sogenannten KUR-Projekt, erforscht und restauriert. Die Ergebnisse zeigt die Präsentation „Des Kaisers letzte Kleider“ im Historischen Museum der Pfalz. Sie präsentiert eine Auswahl dieser einzigartigen Objekte – unter anderem den Kaisermantel des staufischen Königs Philipp von Schwaben – und erlaubt gleichzeitig einen Einblick in die Forschungs- und Restaurierungsgeschichte.

 

Bleiisotopenprojekt

Vier Bleiobjekte aus den Gräbern der salischen Kaiser sowie dem Grab Philipps von Schwaben wurden im Juli 2012 im Institut für Geowissenschaften in Heidelberg einer Bleiisotopenanalyse unterzogen. Da die unterschiedlichen Lagerstätten, an denen bleihaltige Erze gewonnen werden, eine jeweils charakteristische Zusammensetzung der Bleiisotopen aufweisen, können mittelalterliche Bleigegenstände über diesen „Fingerabdruck“ im Idealfall einer konkreten Abbaustätte zugeordnet werden.

Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass das Blei für den Sarg Philipps von Schwaben sowie die Bleitafel der Kaiserin Gisela mit hoher Wahrscheinlichkeit vom mittelalterlichen Erzbergwerk Rammelsberg im Harz bei Goslar stammt, wo Gisela 1043 verstarb. Die Bleitafel aus dem Grab Konrads II. weist eine signifikant abweichende Isotopenzusammensetzung auf: das verwendete Blei stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus Wiesloch, wo Blei als Abfallprodukt des Silberbergbaus in großer Menge anfiel.

Darüber hinaus steht das Sammlungszentrum in der ehemaligen Baumwollspinnerei regelmäßig für Forschungsprojekte zur Verfügung. So fanden dort auch schon mehrfach praxisbezogene Übungen für Studierende der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg statt.