Historisches Museum Jahresbericht mit Zahlen

85 Sammlungs- zentrum DAS HERZ DES MUSEUMS Im Gebäude der 1889 in Speyer errichteten Baumwollspinnerei befindet sich das Sammlungszentrum des Historischen Museums der Pfalz. Hier sind die Werkstätten, Büros und die Depots mit den seit dem frühen 19. Jahrhundert angelegten, historisch gewachsenen Sammlungen der Stifter beherbergt. Neben den älteren Sammlungen des Bezirksverbands Pfalz, der Stadt Speyer und des Historischen Vereins der Pfalz lagern hier bedeutende Teile der neueren Samm- lungen des Bistums Speyer, der Evangelischen Landeskirche und der archäologischen Sammlungen des Landes Rheinland-Pfalz. Die Pflege der Sammlungen und ihre sachgerechte Unterbringung sind in der Stiftungssatzung fest verankert. Die im Sammlungszentrum geleistete Arbeit geht Hand in Hand mit der eigentlichen Präsentation und Ver- mittlung der Sammlungsausstellungen und der Sonderausstellungen im Museum am Domplatz. NEUORDNEN UND ARCHIVIEREN Zwischen 2014 und 2017 konnten bedeutsame Fortschritte im Hinblick auf die Neuordnung von Beständen, vor allem in den Berei- chen Alltagskultur, Numismatik, Grafik und Archäologie verzeichnet werden. Im Fokus stand dabei die verbesserte Lagerung der Objekte und deren konservatorische Grundsicherung. Der Datenbestand in der eigenen Datenbank ist bis 2017 auf rund 35.000 Datensätze angewach- sen. Des Weiteren wurden im archäologischen Depot knapp 25.000 Verpackungseinheiten in einer von Museum und Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz gemeinsam genutzten Datenbank erfasst. Auch im Internet ist das Historische Museum der Pfalz mit Exponatdaten vertreten. Auf der Plattform „Museum-digital“ nimmt das Historische Museum der Pfalz mit weitem Abstand einen Spitzen- platz im Bereich der Museen in Rheinland-Pfalz ein: Bis 2017 wurden rund 3.700 Datensätze eingestellt. Darüber hinaus befindet sich im Sammlungszentrum ein Fotoarchiv samt Atelier. Hier werden die Sammlungs- und Sonderausstellungen dokumentiert, Bildvorlagen für die Kataloge sowie interne wie externe Fotoanfragen bearbeitet. ERFORSCHEN Die im Sammlungszentrum verwahrten Objekte stehen auswärtigen Interessierten nach Voranmeldung für eigene Forschungen und Publikationen zur Verfügung. Zwischen 2014 und 2017 besuchten pro Jahr rund 40 bis 60 Interessierte das Sammlungszentrum. Durch die Verbreitung moderner Kommunikationsmedien sind insbesondere die bundesweiten Anfragen zu den Sammlungen stark angestiegen. Allein im Bereich Neuzeit und Weinmuseum werden seit Anfang des Jahrtausends mit jährlich steigender Tendenz mehr als 200 Einzelan- fragen per E-Mail beantwortet. Der größte Teil der Anfragen kommt dabei nach wie vor aus der Pfalz. Im Sammlungszentrum fanden in der Zeit von 2014 bis 2017 insge- samt vier praxisbezogene Übungen für Studierende der Universität Heidelberg statt. Die Lehrbeauftragten waren Dr. Ludger Tekampe, Leiter der Sammlungen „Neuzeit“, „Weinmuseum“ und der Kultur­ anthropologie und Volkskunde sowie Melanie Herget, Leiterin der Sammlung „Römerzeit“. BEWAHREN Die Restauratoren und Restauratorinnen sorgen sich im Sammlungs- zentrum um den Erhalt der Exponate, sowohl in der Aufbewahrung als auch im Leihverkehr. Hier ist vor allem die Restaurierung des Gemäldes „Portraits des Armand Jean Vignerod du Plessis, Duc de Richelieu“ des französischen Malers Pierre Mignard zu nennen. Zunächst wurde die um 1670 entstandene ölhaltige Malerei auf Kupfer intensiv untersucht. Der Firnis auf der Darstellung war vergilbt und ungleichmäßig aufgetragen. Auch kleinteilige Risse und kleine Bläschen wurden festgestellt. Der Firnis war nicht original, denn es wurden weitere Fehlstellen der Malschicht besonders im Randbereich und Retuschen entdeckt. Die zuständige Restauratorin trug daraufhin mit verschiedenen chemischen und mechanischen Techniken unter dem Auflichtmikroskop den Firnis komplett ab. Weitere störende Fehlstellen wurden gekittet und retuschiert. Abschließend wurde ein neuer, dünner Firnis aus Dammarharz, einem besonderen Harz von Laubbäumen aus Südostasien, aufgetragen. Nach der Restaurierung erstrahlt das Gemälde wieder in vollem Glanz. Neben der Arbeit an den Exponaten der eigenen Sammlungen stellt die konservatorische, restauratorische und logistische Betreuung der Exponate der Sonderausstellungen einen wesentlichen Anteil der Tätigkeit der Restauratoren und Restauratorinnen dar. Dazu gehören die präventive Konservierung, die Objektmontage, das Aus- und Einpacken der Objekte und das Anfertigen von Protokollen. Bei Bedarf werden für externe Leihgaben Präsentationsmodelle entwickelt. In einigen Fällen werden auch fremde Objekte restauriert und konser- viert. So wurde zwischen 2014 und 2017 eine gefasste Falkengottsta- tuette aus Holz für die Universität Heidelberg restauriert. Zahlreiche Gipsplastiken des Bildhauers Gottfried Renn wurden in Zusammen­ arbeit mit externen Kollegen aufwendig gereinigt, geklebt und montiert. Die Objekte aus dem „Schatzfund von Rülzheim“ wurden in Zusammenarbeit mit den Kollegen des Landesverbands Rheinland, des Landesmuseums Bonn und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Landesarchäologie, Außenstelle Speyer freigelegt, geklebt und montiert. Neuzeitliche Objekte für die Ausstellung „Detek- tive, Agenten und Spione“ wurden gereinigt und für die Präsentation vorbereitet. Für zwei Exponate der Ausstellung „Maya – Das Rätsel der Königsstädte“ wurden lufttransporttaugliche Verpackungen konzipiert und ausgeführt. BLICK HINTER DIE KULISSEN Bei Sonderführungen aus besonderem Anlass wurde interessierten Gruppen die Arbeit hinter den Kulissen des Museums in den Depots und Werkstätten erläutert. Besonders nachgefragt waren zwei Das

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