Historisches Museum Jahresbericht mit Zahlen

76 29. Mai 2014 bis 24. September 2017 Mit der Ausstellung „1914–1918. Die Pfalz im Ersten Weltkrieg“ prä- sentierte das Historische Museum der Pfalz Speyer in der Sammlung „Neuzeit“ seine historische „Kriegssammlung“ aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Erstmals wurden damit die weitgehend unbekannten wichtigen Zeitzeugnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Anhand von Plakaten aus den besetzten Gebieten Belgiens und Frankreichs, Druckschriften, Kriegspostkarten und Erinnerungsgegen- ständen unterstützt durch Medienstationen und eine moderne Szeno- graphie erhielt der Besucher einen intensiven Zugang zur Lebenswirk- lichkeit vor hundert Jahren. WICHTIGER VERSORGUNGSRAUM Gezeigt wurde die Pfalz in ihrer Rolle als wichtiger Versorgungsraum nahe der Kriegsfront. Lazarette, Kriegsgefangenenlager, Rüstungsindust- rie, die schwierige Ernährungslage und der Umgang mit dem Trauma des Krieges wurden dabei ebenso thematisiert wie das private und öffentli- che Gedenken an den Ersten Weltkrieg. Zu Beginn des Krieges herrschte bei der pfälzischen Bevölkerung die Angst, Schauplatz des direkten Kriegsgeschehens zu werden – daher hielt sich die Kriegsbegeisterung vor allem in den ländlichen Gebieten schon 1914 in Grenzen. Trotzdem wurde bereits in diesem Jahr begonnen, Erinnerungsstücke an den Krieg zu sammeln, um den eigenen Sieg später darstellbar zu machen. LAZARETTE UND HUNGER IM FRONTNAHEN RAUM Auch wenn die Kriegsverwüstung ausblieb, die Wirklichkeit des Ersten Weltkrieges rückte schnell näher: Als frontnaher Raumwurden in der Pfalz zahlreiche Lazarette, zum Beispiel in Landau, eingerichtet, die schon nach kurzer Zeit von der Anzahl der Verwundeten und der Kriegs- dauer überfordert waren. Die Lebensmittel waren bereits seit Anfang 1915 knapp geworden. Vereinzelt kam es sogar zu Hungerrevolten. Auch fern der Front war das Leben der Menschen „ganz dem Krieg unterge- ordnet“. Die Nachrichten vom Schrecken dieses ersten industrialisierten Krieges und dem Sterben in den Schützengräben drangen nur selten in die Heimat durch. Feldpostkarten und -briefe waren oft das einzige Kommunikationsmedium. Diese und weitere Beispiele für das Leiden im Krieg fanden sich ebenso unter den Exponaten wie Zeugnisse kriegs- verherrlichender Propaganda. ALFRED GROSSER BESUCHT DIE AUSSTELLUNG Prof. Alfred Grosser, deutsch-französischer Publizist und Politikwissen- schaftler, besuchte im September 2014 zusammen mit seiner Frau das Historische Museum der Pfalz Speyer. Kurator Dr. Ludger Tekampe führte die Gäste zusammen mit Philipp Gerlach, Schulleiter des nach Alfred Grosser benannten Schulzentrums in Bad Bergzabern, durch die Ausstel- lung. Grosser lobte bei seinem Rundgang besonders die aussagekräfti- gen Exponate zum deutschen Militarismus vor 1914, zur Heimatfront in der Pfalz und die Präsentation ausgewählter Plakate aus den besetzten französischen Gebieten. Besonders erfreut zeigte er sich auch darü- ber, dass die Ausstellung Teil eines grenzüberschreitenden Netzwerks französischer und schweizerischer Museen war. Alfred Grosser setzt sich seit Jahrzehnten für deutsch-französische Beziehungen ein und wirkte an der Aussöhnung der Nachbarländer nach dem Zweiten Weltkrieg mit. Des Weiteren gilt er als Wegbereiter des Elysée-Vertrags. Er selbst war in seiner Kindheit nach Frankreich emigriert, wo ihm und seiner Familie 1937 die französische Staatsbürgerschaft verliehen wurde. MUSEUM DIGITAL Die Ausstellung imHistorischen Museum der Pfalz konnte nur einen Bruchteil der über 2.000 Exponate der „Pfälzischen Kriegssammlung“ zeigen. Weitere Dokumente sowie neu hinzugekommene Exponate wur- den digital im Internet unter www.museum-digital.de/rlp zur Ansicht angeboten. Anhand von Beschreibungen, Bildern und einer Stich- wort-Suchfunktion erhielten alle Interessierten die Gelegenheit, sich tiefergehend mit den Exponaten auseinanderzusetzen. Durch QR-Codes neben den Exponaten konnten die Besucher über ihr Smartphone vertiefende Informationen zu den Ausstellungsstücken abfragen. 1914—1918 Historisches Schlaglicht Die Pfalz im Ersten Weltkrieg Kurator Dr. Ludger Tekampe (r.) zeigt Prof. Alfred Grosser (l.) und seiner Frau (m.) die Ausstellung.

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